Die eigene Zukunft ohne Entweder-Oder-Gedanken gestalten

Interview mit Katharina Staudacher, Gründerin und Geschäftsführerin der foodloose GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Frau Staudacher, Bio ist „in“ und Snacks gibt es viele. Warum haben Sie sich dennoch entschlossen mit foodloose Bio-Snacks auf den Markt zu bringen?

Katharina Staudacher: Ich glaube, wir haben selbst ein wenig dazu beigetragen, dass Bio „in“ wird. foodloose wurde bereits 2010 gegründet. Damals gab es noch kaum Bio-Snacks, die nicht nur gesund und nachhaltig waren, sondern auch Spaß gemacht haben. Wir wollten Bio aus der oft sehr ernsten Ökoecke herausholen und ein Lifestyle-Produkt schaffen. Mittlerweile sind viele weitere Snack-Marken mit einem ähnlichen Ansatz auf den Markt gekommen und ich freue mich sehr darüber, dass Bio mittlerweile ganz selbstverständlich auch cool und stylisch ist.

Wirtschaftsforum: Sie geben Ihren Nussriegeln ausgefallene Namen wie Poppy Limona, Garden Gusto oder Poesie Amelie. Ist das ein Ausdruck von Spaß an der Kreativität oder ausgeklügeltes Marketing?

Katharina Staudacher: Beides. Wir wollen unsere Kunden überraschen und begeistern. Unsere Riegel haben diese Namen, weil jeder durch eine ganz persönliche Geschichte inspiriert ist. Die Idee zu Poppy Limona ist etwa in einem kleinen Café in den USA entstanden, wo ich während eines Roadtrips einen ganz fantastischen Muffin mit Zitrone und Mohn probiert habe. Und Poesie Amelie ist nach einer sehr guten Freundin und ihrem traditionellen jährlichen Bratapfelessen benannt. Jeder Riegel ist besonders und braucht daher auch einen besonderen Namen. Außerdem macht es uns einfach Spaß, ein bisschen anders als die klassischen Industrieprodukte zu sein und im Regal aufzufallen.

Katharina Staudacher und Verena Ballhaus-Riegler
„Unsere Riegel haben diese Namen, weil jeder durch eine ganz persönliche Geschichte inspiriert ist.“ Katharina StaudacherGründerin und Geschäftsführerin

Wirtschaftsforum: Start-ups werden häufig von Männern gegründet. Haben Frauen weniger Mut zur Gründung?

Katharina Staudacher: Nein, das glaube ich nicht. Aber gerade Frauen in den 30igern – dem klassischen Gründer-Alter – sind erst einmal mit der Familienplanung beschäftigt. Dann steht bei vielen auch erst einmal Sicherheit an erster Stelle und sie gehen oft in ihre alten Jobs in Teilzeit zurück. Viele Frauen sind dann frustriert, da die herausfordernden Aufgaben oft ausbleiben und sehr viel Potenzial von den Arbeitgebern nicht genutzt wird. Ich finde es total wichtig, dass man dieses Potenzial nutzt und etwas Tolles daraus erschafft. Deswegen ist eigentlich eine Gründung aus so einer Position perfekt. Dennoch sollte es natürlich mit dem häufigen Wunsch nach einer Familie in Einklang gebracht werden können. Gerade das ist aber oft in einer Selbstständigkeit möglich. Daher fände ich es toll, wenn noch viel mehr Frauen gründen würden und sich so ihre berufliche und private Zukunft ohne Entweder-Oder-Gedanken selbst gestalten würden.

Katharina Staudacher und Verena Ballhaus-Riegler
„Ich bin als Mutter viel ausgeglichener, wenn ich auch meine beruflichen Ziele verfolge und etwas Herausforderndes und Spannendes machen kann." Katharina Staudacher, Gründerin und Geschäftsführerin

Wirtschaftsforum: Stichwort Mompreneurs: Sie sind Mutter dreier Kinder und gleichzeitig Unternehmerin. Wie schaffen Sie es, eine Balance zwischen beiden Bereichen zu halten?

Katharina Staudacher: Das klappt mal besser und mal schlechter – und sicherlich hat man oft ein latent schlechtes Gewissen beidem Gegenüber. Dennoch bin ich als Mutter viel ausgeglichener, wenn ich auch meine beruflichen Ziele verfolge und etwas Herausforderndes und Spannendes machen kann. Ich habe für mich herausgefunden, dass es super ist, feste Zeiten und Tagesabläufe einzurichten. Vormittags arbeite ich, nachmittags bin ich dann voll und ganz bei meinen Kindern und lasse mich ungern von der Arbeit stören, abends bin ich dann meist wieder am Laptop. Aber es hilft mir auch extrem, dass mein Mann mich unterstützt und mir Freiräume einräumt.

Wirtschaftsforum: Würden Sie bitte abschließend den folgenden Satz vervollständigen: Wenn ich Zeit zur freien Verfügung habe, dann…

Katharina Staudacher: …sitze ich mit meinen Kindern auf dem Wohnzimmerteppich und baue ganz in Ruhe die Brio-Eisenbahn auf.

Interview: Markus Büssecker

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Präzision in Perfektion

Interview mit Markus Schlein, Geschäftsführer der Sack & Kiesselbach Maschinenfabrik GmbH

Präzision in Perfektion

Seit über 100 Jahren entwickelt und fertigt Sack & Kiesselbach Münz- und Industriepressen, die heute vornehmlich in der Erzeugung von Sammlerstücken und Medaillen aus Edelmetallen sowie in der Pharmaindustrie eingesetzt…

Bereit für den Neubau – schlüsselfertige Baugruben

Interview mit Michael Kreppold, Geschäftsführer der Konrad Kreppold GmbH

Bereit für den Neubau – schlüsselfertige Baugruben

Die Bau- und Abbruchbranche steht vor zahlreichen He­rausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Recycling. Die Konrad Kreppold GmbH hat sich in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich positioniert. Im Interview mit…

Damit Rohrsysteme Jahrzehnte halten

Interview mit Kai Barchfeld, Geschäftsführer der TS Wassertechnik Tempel & Scholz GmbH

Damit Rohrsysteme Jahrzehnte halten

Als Experte für Wasseraufbereitung, Wasserbehandlung und chemische Reinigung wasserführender Systeme betreut TS Wassertechnik als Komplettanbieter Unternehmen aus verschiedensten Wirtschaftszweigen. Warum sich Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg bei den Kunden zunehmend gegenseitig…

Spannendes aus der Region Hamburg

Mobilität von Anfang an

Interview mit Thomas Frevert, Geschäftsführender Gesellschafter der Lentz Fahrzeugtechnik GmbH

Mobilität von Anfang an

Von Sätteln, Zaumzeug und Halftern für Pferdefuhrwerke zu Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik für Kraftfahrzeuge war es ein langer Weg. Dieses Jahr feiert die Lentz Fahrzeugtechnik GmbH ihr 140-jähriges Bestehen. Heute…

Die Zukunft der Logistik: innovativ, beständig und flexibel

Interview mit Stefan Minhorst, Mitglied der Geschäftsleitung und Nicola Rackebrandt, Geschäftsführende Gesellschafterin der STERAC Transport & Logistik GmbH

Die Zukunft der Logistik: innovativ, beständig und flexibel

In den vergangenen Jahren hat die Logistikbranche turbulente Zeiten erlebt, bedingt durch aus den Fugen geratene Lieferketten und erhebliche Preissteigerungen. Weitsichtige Planungshorizonte und ein mittelständisches Ver­antwortungsbewusstsein haben sich in diesen…

„Wir entwickeln Produkte von 0 auf 100“

Interview mit Waldemar Anton, Geschäftsführer der Northpoint GmbH

„Wir entwickeln Produkte von 0 auf 100“

Technologische Innovationen prägen den Konsumgütermarkt zunehmend. In den letzten Jahren haben neue Entwicklungen und schnelllebige Trends das Kaufverhalten stark verändert. Die Northpoint GmbH aus Hamburg ist auf technische Produkte im…

Das könnte Sie auch interessieren

Olivenöl mit Herzblut

Interview mit Andreas Knauß, Geschäftsführer der LAKUDIA GmbH

Olivenöl mit Herzblut

Was mit einem Urlaub in Griechenland begann, entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen Unternehmergeschichte: Die LAKUDIA GmbH vereint schwäbischen Unternehmergeist mit der Leidenschaft für Olivenöl allerhöchster Qualität, das schon lange im…

Dolce Vita in Perfektion – seit 1952

Interview mit Andrea Babbi, Verkaufsleiter der Babbi Srl

Dolce Vita in Perfektion – seit 1952

Ob edle Patisserie-Spezialitäten oder hochwertige Zutaten für die Eisherstellung – die Firma Babbi Srl steht seit mehr als sieben Jahrzehnten für exzellente Qualität und handwerkliche Tradition. Das Familienunternehmen aus Mittelitalien…

Genuss, Innovation und die  Renaissance einer Kultmarke

Interview mit Philipp Zinggl, SG Brand Managing Director der VAP restaurants GmbH und Andrea Pichler, Brand & Marketing Lead der SG Brands

Genuss, Innovation und die Renaissance einer Kultmarke

Die Systemgastronomie hat in den letzten Jahren einen beeindruckenden Wandel durchlebt. Von standardisierten Konzepten hin zu individuellen Erlebnissen, die Qualität und Kundenzufriedenheit in den Vordergrund stellen, zeigt sich die Branche…

TOP
OSZAR »