Neuer Medizinstandard für die Frauengesundheit
Interview mit Wouter Peperstraete, Geschäftsführer der Hologic Deutschland GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Peperstraete, Sie sind seit über einem Jahrzehnt bei Hologic tätig und leiten die Geschäfte in der DACH-Region. Können Sie uns mehr über Ihren beruflichen Werdegang erzählen?
Wouter Peperstraete: Ursprünglich stamme ich aus Belgien und habe Biochemie-Ingenieurwesen studiert. Seit über 27 Jahren bin ich in der Medizintechnik und Diagnostik tätig. Meine berufliche Laufbahn führte mich durch verschiedene Unternehmen, darunter Dade Behring, bis ich vor über 13 Jahren zu Hologic kam. In dieser Zeit hatte ich verschiedene Positionen inne und leite seit sechs Jahren die Geschäfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Unser Ziel ist es, innovative Technologien zur Verbesserung der Frauengesundheit bereitzustellen und kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Wirtschaftsforum: Hologic hat sich speziell auf die Frauengesundheit fokussiert. Wie kam es zu dieser Spezialisierung und wa-rum ist sie so wichtig?
Wouter Peperstraete: Unsere Ursprünge liegen in der Knochendichtemessung. Mit der Zeit haben wir uns jedoch zunehmend auf die Gesundheit von Frauen spezialisiert. Heute sind etwa 95% unseres Geschäfts auf diesen Bereich ausgerichtet. Ein bedeutender Meilenstein war die Integration von Unternehmen wie Gen-Probe, wodurch wir unsere Expertise in der Zytologie und HPV-Diagnostik erweitern konnten. Diese Spezialisierung ist nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal, sondern auch ein strategischer Vorteil. Wir möchten aktiv zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung von Frauen beitragen.
Wirtschaftsforum: Was unterscheidet Hologic von anderen Unternehmen in der Medizintechnikbranche?
Wouter Peperstraete: Wir sind nicht einfach ein breit aufgestelltes Medizintechnikunternehmen, sondern absolute Spezialisten in dem, was wir tun. Unsere Mammografietechnologien zum Beispiel sind weltweit führend. Zudem sind wir Vorreiter in der Digitalisierung der Zytologie, was eine genauere Diagnostik und effizientere Prozesse ermöglicht. Unsere Experten in den Bereichen Gebärmutterhalskrebs, Radiologie und Chirurgie sorgen dafür, dass wir stets mit den besten Technologien arbeiten und diese kontinuierlich weiterentwickeln.
Wirtschaftsforum: Welche technologischen Innovationen treiben Sie aktuell voran?
Wouter Peperstraete: Ein großer Schwerpunkt liegt in der Digitalisierung und Automatisierung. In der Diagnostik setzen wir auf digitale Zytologie, bei der Zellproben nicht mehr manuell unter dem Mikroskop untersucht, sondern digital analysiert werden. Das steigert die Effizienz und reduziert Fehlerquellen. Zudem arbeiten wir intensiv an der Integration künstlicher Intelligenz in unsere Systeme, um noch präzisere Diagnosen zu ermöglichen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die 3D-Mammografie, auch Tomosynthese genannt. Studien zeigen, dass diese Technologie im Vergleich zur herkömmlichen 2D-Mammografie bis zu 46% mehr Tumore früher erkennt. In Deutschland setzen wir uns dafür ein, dass diese Methode flächendeckend eingeführt wird.
Wirtschaftsforum: Welche Herausforderungen sehen Sie im deutschen Gesundheitsmarkt?
Wouter Peperstraete: Ein großes Problem ist die Langsamkeit bei der Einführung neuer Technologien. In vielen europäischen Ländern sind Verfahren wie die Tomosynthese oder die digitale Zytologie bereits etabliert, während es in Deutschland oft Jahre dauert, bis eine neue Technologie erstattet wird. Das hemmt Innovationen und bedeutet, dass Patientinnen oft nicht von den besten Behandlungsmethoden profitieren können. Wir setzen uns daher aktiv dafür ein, dass Real-World-Daten früher genutzt werden, um neue Technologien schneller in die Erstattung zu bringen.
Wirtschaftsforum: Hologic setzt sich auch politisch für die Frauengesundheit ein. Was genau tun Sie in diesem Bereich?
Wouter Peperstraete: Wir betreiben viel Aufklärungsarbeit für bessere Vorsorgeprogramme, beispielsweise die Erweiterung des Mammografie-Screening-Programms, um jüngere Frauen mit dichtem Brustgewebe besser zu erfassen.
Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist Diversität in Ihrem Unternehmen?
Wouter Peperstraete: Sehr wichtig. Wir haben das Ziel, einen Frauenanteil von 50% in unserem Unternehmen zu erreichen. Zudem legen wir großen Wert auf internationale Vielfalt. In unserem Berliner Team arbeiten Menschen aus vielen verschiedenen Ländern, darunter Kamerun, Marokko und die Türkei. Diese Diversität bereichert unser Unternehmen enorm und trägt dazu bei, dass wir die Bedürfnisse verschiedener Patientengruppen besser verstehen.
Wirtschaftsforum: Welche Zukunftsvision hat Hologic für die nächsten Jahre?
Wouter Peperstraete: Unser klares Ziel ist es, das Thema Frauengesundheit weltweit weiter voranzutreiben. Die Daten zeigen, dass in vielen Ländern, auch in westlichen Industrienationen, noch viel Verbesserungsbedarf besteht. Wir wollen dazu beitragen, dass mehr Frauen Zugang zu besseren Behandlungsmethoden erhalten. Gleichzeitig treiben wir technologische Innovationen weiter voran, insbesondere in der Diagnostik und digitalen Bildgebung. Wir sind überzeugt, dass eine bessere Frauengesundheit nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch ökonomische Vorteile für Gesellschaften bringt.